Die Naturgeister - Eine Geschichte für Alle Menschenkinder. von Manuela Ina Kirchberger (MIK)

Erster Teil: Der Rat der Weisen -

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1. Mutter Erde ist krank

Im dichten Untergehölz raschelte es. Rugoletto befreite seinen Hauseingang von Erde, Kieselsteinchen und Zweigen, welche zuvor von Menschenkinderhänden- und Füssen sorglos ins Erdreich hinein getrampelt wurden.
Rugoletto war ein waschechter Gnom und lebte mit seiner Familie unterm Fuße einer großen, uralten Eiche im Wäldchen am Rande eines kleinen Dorfes. Der Eingang zur Behausung bestand aus einem breiten Hohlraum, welcher leicht senkrecht, ähnlich einer Rutschenbahn nach unten verlief. Die Menschenkinder spielten oft hier. Manchmal schütteten sie einen ganzen Haufen Kieselsteine durch die Baumöffnung. Einmal hatten sie sogar ein Feuer entzündet als Rugoletto, Rugoline und ihre beiden Zwillingskinder Rugo und Rugine gerade einen Ausflug zu Tante Trinhade machten. Der gesamte Haushalt war ihnen abgebrannt! Die Menschenkinder schienen überhaupt keine Augen im Kopf zu haben!
Rugoletto brummte und schimpfte vor sich hin, während seine beiden Kinder Rugo und Rugine aus dem Wald zurückkehrten und ihm zuriefen: „Papa, Papa, sieh mal was wir mitgebracht haben!“
Rugine lies das Schürzchen von ihrem Kleid nach unten fallen und heraus kullerten unzählige Blaubeeren. Papa Rugoletto freute sich und er umarmte seine beiden Kinder und vergaß für einen Moment seinen Ärger. „Die Elfe Blausee hat sie uns geschenkt. Sieh nur Papa, wie groß sie sind und wie köstlich sie schmecken! Das sind richtige Zauberbeeren! Hier koste eine!“
Papa Rugoletto nahm die Beere und steckte sie als Ganzes in den breiten Gnomenmund. Mhhh, war die saftig-süss! Die Beere zauberte ihm sofort ein weitläufiges Grinsen ins Gesicht, sodass seine spitzen Gnomenöhrchen augenblicklich zu wackeln begannen. Die Kinder lachten lauthals und rutschten vergnüglich durch das Baumtor in ihre Behausung.
Papa Rugoletto nahm seine Schaufel und wollte geradewegs ebenso im Baumhaus
verschwinden, als plötzlich eine giftgrüne Waldelfe um ihn herum flatterte und wisperte:„Hört unsere Botschaft! Der Wald ist in Gefahr! Die Welt der Naturgeister ist in Not! Wir machen eine große Versammlung in acht Tagen bei der Feenkönigin der neun Elfenhäuser im Land der sieben alten Baumtore. Es werden die Vertreter gerufen aus allen Naturgeisterländern! Zwerge, Wichtel, Elfen, Devas, Gnome, Feen, Erdgeister. Ja sogar die Drachen und Einhörner sollen dabei sein! Wir beratschlagen was zu tun ist, die Menschenkinder nehmen uns Mutter Natur. Sie sägen achtlos Bäume, werfen ihren Müll überall hin, brechen Blumen, vergiften die Felder, Füsse, Meere und sogar die Luft zum atmen! Mutter Erde ist schwer krank geworden. Sie hat so viele Schmerzen. Jetzt können wir unsere Arbeit im Naturgeisterreich bald nicht mehr erledigen. Das wäre das Ende von Mutter Erde! Und es wäre auch unser Ende!“
Rugoletto strich sich nachdenklich übers Kinn. Er sah mit seinen großen dunkelgrünen Augen auf zur Waldelfe und sagte bestimmt: „Ich werde kommen!“ Die kleine Elfe nickte, grüsste zum Abschied freundlich und verschwand so plötzlich, wie sie gekommen war.
Aus dem Gnomenhaus duftete es köstlich nach Papa Rugoletto`s Lieblingssuppe. Schnell packte er seine Schaufel und schlitterte durch das Baumtor. Er hatte soviel Schwung, dass er gleich mitten in der Küche auf seinem Allerwertesten landete. Die Kinder kicherten. So nahmen sie ihr Abendessen gemeinsam ein. Sie kikkerten fröhlich und verbrachten einen sehr glücklichen Abend.

2 Im Land der sieben alten Baumtore
Die Sonne war dabei den Tag zu verlassen. Ein leichter Wind fegte ein paar Blätter über das lindgrüne Moos. Dreiundsechzig riesige, uralte Buchen wiegten ihre Kronen knarrend im Wind. Irgendwo im Land zwischen ihnen lag ein goldenes Lichttor. Der Eingang zur Anderswelt, dem Reich der Naturgeister. Hinter dem Tor thronte in erhabener Schönheit das Lichtblumenschloss der Feenkönigin der 9 Elfenhäuser. Ihr Name war Elina.
Elina war von wunderhübscher, durchscheinender Gestalt. Sie hatte meerblaue Augen, und Engelsflügel. Ihr schmaler Körper war mit einem weißgoldenen Gewand bedeckt und eine lichtblonde, feine Haarpracht, die in großen Locken bis zum Boden fiel zierte ihr Köpfchen und lies ihre gesamte Gestalt erstrahlen. Zur Feenkönigin gehörte natürlich auch ein König. Sein Name war Atonas. Er war ein richtiger Elfmann. Von eben so feiner, durchscheinender Gestalt wie seine Königin Elina war er in blaugoldene Gewänder gehüllt, mit Schmetterlingsflügeln und glänzendem, fast weißblonden Haaren ausgestattet. Sein prachtvolles Haar fiel feinläufig bis über seine schmalen Hüften.
Atonas war an jenem Tag mit anderen Dingen im Naturgeisterreich beschäftigt. Er reiste nämlich gemeinsam mit seinem Gefolge zum Rat der Weisen. Der Rat der Weisen befand sich nicht auf dem Planeten Erde. Sie mussten dazu das große Dimensionstor durchschreiten und mit einem der Lichtschiffe nach Sirius reisen. Dies war ein weiter Weg. Für die Lebewesen des Naturgeisterreiches eine Reise von gezählten vier Erdentagen. Aber das ist eine andere Geschichte.
Elina war gerade dabei vom Blumenhaus in den Garten zu fliegen. Sieben Tage waren seither vergangen. Sie erwartete Atonas sehnsüchtig zurück.
Sie flog über eine wunderschöne Rosenpflanze, deren Blüte jemand abschnitten hatte und beträufelte die Schnittstelle mit Feenstaub. Augenblicklich wuchs eine neue dunkelrote Rosenblüte. Elina lächelte. Ihr Duft war einzigartig und verzauberte den ganzen Garten mit einer wunderbar zarten Duftnote der Liebe.
Sie erinnerte sich in diesem Augenblick daran, dass sie ein Mädchen kannte, das Elfen und Wesen des Naturgeisterreiches sehen konnte. Vielleicht konnte sie ihnen ja als Botin behilflich sein.
Dieses Mädchen hiess Annalena und manchmal wanderte sie fröhlich durch die Wälder.
Elina musste Annalena treffen! Dann würde sie mit ihr über das Problem im
Naturgeisterreich sprechen und Annalena könnte es einfach allen Menschen weitersagen, da sie ja auch ein Mensch war. Und dann würde sich sofort alles zum Guten wenden! Daran glaubte die Feenkönigin Elina fest!
„Die Menschen wissen nur nicht mehr, dass es uns noch gibt! Und, dass wir es sind, die Mutter Natur und ihr Gleichgewicht, gemeinsam mit allen Pflanzen und Bäumen der Erde, aufrecht erhalten. Wenn wir Naturgeister die Erde verlassen, dann stirbt sie! Wie sollte dann noch ein Mensch auf der Erde überleben können? Die Menschen sind bestimmt einsichtig, wenn sie nur davon erführen“, sagte Elina laut vor sich hin. Sie flog dabei vergnügt über ein Möhrenfeld und ließ es aus ihren Händen massenweise Feenstaub regnen. Die Möhrenblätter schienen sich aufzurichten und der Feenkönigin zu zulächeln.
Elina winkte ihnen. Sie musste Annalena finden. Sie warf ihren Reisemantel über und flog eilig davon. Sie wollte gemeinsam mit den Menschen Mutter Erde wieder gesund machen.

3 Annalena
Annalena saß weinend unter einem Haselnussstrauch. Sie grub mit beiden Händen einen Gartenwichtel aus, der mitten im Düngemittel gelandet war, als er seine Wurzelhöhle verlassen wollte.
Der Wichtel konnte überhaupt nichts mehr sehen: „Phu was ist das nur für ein Brennen in meinen Augen“, schimpfte er.
„Hier bitte nimm mein Taschentuch“, sagte Annalena und reichte dem keinen Wichtel das Tuch. „So langsam gebe ich es auf! Die Menschen machen ja doch nur was sie wollen. Ich ziehe wieder in den Wald!“, meckerte der Wichtel weiter.
„Frag mich mal“, sagte Annalena traurig, „ich kann nicht einfach in den Wald gehen und dort wohnen wie du!“
Der Wichtel schaute sie fragend an: „Wieso eigentlich nicht?!“, fragte er herausfordernd. „Es käme wohl auf einen Versuch an!“
Er reichte Annalena seine kleine Hand: „Ich bin Schurschti und danke für`s Befreien aus der Düngerlauge! So ! Und nun? Komm doch einfach mit mir!“
Annalena wischte sich die Tränen aus ihren tiefbraunen Augen. Ihr langes rotbraunes Haar fiel lockig über ich Gesicht. Mit ihrem Finger strich sie dem Wichtel über die Zipfelmütze: „ Ich bin Annalena. Danke für das Angebot! Aber ich bin doch ein Mensch und kein Wichtel.“ Der Schurschti kicherte vor sich hin: „Nun gut, wenn du nicht willst, dann Aufwiedersehen! Und hab dank, Menschen wie dich habe ich lange nicht mehr getroffen.“
Annalena lächelte: “Ich auch nicht! Einen guten Weg kleiner Mann und gern geschehen.“
Elina hatte Annalena und Schurschti genau beobachtet. Als der Wichtel verschwunden war flog sie zu Annalena hinüber, die sie sogleich erblickte.
„Elina, was für eine Freude! Ich habe dich lange nicht mehr gesehen!“
Sie umarmten sich, wie tief und nah sich ein Mensch und eine Fee nur umarmen konnten. Dann fragte Annalena ungeduldig: „Liebe Elina verrate mir jetzt, warum du gekommen bist, ohne dass mein Herz nach dir rief. Ist im Elfenwald etwas geschehen!?“
Die Feenkönigin lächelte Annalena freundlich zu. Der Blick in die tiefblauen Augen der Fee schien Annalena unendliche Welten zu offenbaren. Sie staunte über soviel Anmut und Schönheit. Elinas Augen begannen zu lächeln und sie sagte freundlich:
„Weißt du noch, früher hast du immer gefragt, ob du die Geschichten, die ich aus dem Elfenland erzähle aufschreiben darfst, um sie den Menschen vorzulesen.“
„Ja“, sagte Annalena leise, „aber sie haben sie nicht geglaubt. Sie dachten, ich erzähle Märchen. Deshalb habe ich aufgehört ihnen Geschichten zu erzählen.“
Elina senkte andächtig ihr Köpfchen und strich Annalena sanft über die Wangen: „Du
darfst den Mut nicht verlieren. Wir müssen jetzt gemeinsam arbeiten, die Menschen und wir, damit die Erde wieder ein wundervoller und gesunder Planet werden kann. Weißt du, die Erde ist krank und wenn die Menschen weiter Bäume fällen und Pflanzen schneiden, Böden, Luft und Gewässer vergiften, dann stirbt die Welt der Naturgeister. Wir müssen uns zurück ziehen und die Erde verlassen.“
„Nein, das könnt ihr doch nicht machen! Ihr könnt uns doch nicht hier allein lassen! Dann nimmst du mich mit! Bitte!“, heulte Annalena los.
Elinas Stimme blieb sanft und sie nahm behutsam Annalena’s Hand. „Bitte begleite mich. Morgen schon gibt es im Reich der neun Elfenhäuser im Land der sieben alten Baumtore eine große Versammlung. Gemeinsam mit allen Vertretern der verschiedenen Lebensarten im Naturgeisterreich werden wir eine Entscheidung treffen. Wir möchten so gern auf der Erde bleiben, liebe Annalena! Wir müssen es aber auch können! Viele Menschen sind unachtsam, sie vernichten das ganze Land. Selbst in den kleinen Gärten werden immer mehr Bäume abgesägt, Dünger verstreut und Pflanzenkombinationen gepflanzt, die sich nicht vertragen. Das Gleichwicht des Naturreiches ist ernstlich gefährdet. Mit jedem alten Baum, der verschwindet, verkürzt sich das Erdenleben um viele Jahre!
Wir aus dem Naturgeisterreich wussten auch keinen Rat mehr und da hatte ich plötzlich die Idee, dass wir mit den Menschen zusammenarbeiten könnten. Sie müssen es verstehen! Dann werden wir gemeinsam viele Wunder auf der Erde vollbringen. Früher in der Welt, in welcher Zeit noch keine Rolle spielte, schenkten die Feen den Menschen Wünsche und die Menschen
lebten im Einklang mit der Natur. Es war eine wunderbare Erde. Lass uns gemeinsam diesen Weg gehen, für Mutter Natur, die Menschen, die Tiere und das Naturgeisterreich!“
Annalena lächelte traurig. „Das habe ich mir immer gewünscht! Aber die Menschen
glauben nicht an Zwerge, Gnomen, Elfen, Drachen und Einhörner! Verstehst du das denn nicht? Ich allein kann da überhaupt nichts ausrichten! Gäbe es ein paar mehr Menschen, die Euch sehen könnten, dann wäre es vielleicht etwas anderes. Aber so?“
Elina blickte um Hilfe bittend in Annalena’s Augen und reichte ihre Hand: „Komm doch mit mir! Du hast ja nichts zu verlieren.“
Annalena lächelte Elina zu. Sie nahm ihre Hand. Gemeinsam gingen sie ins Königreich der 9 Elfenhäuser, ins Land der sieben alten Baumtore. Während des gemeinsamen Weges erzählte Elina wundersame Geschichten aus ihrem Zuhause. Annalena hörte aufmerksam zu und so durchschritten sie bald die Regenbogentore zur Anderswelt.

4 Der Rat der Weisen
Inzwischen waren Atonas und seine Gefolgschaft längst auf Sirius angekommen. Sie
hatten die eine wichtige Zusammenkunft beim „Rat der Weisen“ im Universum bereits abgehalten.
Da die Zeit drängte machten sie sich ohne weitere Besuche sofort wieder auf den
Heimweg. Atonas gefiel die schnelle Abreise gar nicht gut. Er hatte auf Sirius schließlich einige sehr gute Freunde, die er wirklich gern gesehen hätte. Aber die Zeit drängte!
Mit einem neuen Beschluss kehrten sie zurück ins Naturgeisterreich auf der Erde. Es sollte sich alles verändern. Die Erde mit all ihren Pflanzen und Tieren, die Menschen und auch das Reich der Naturgeister.

5 Die Versammlung
Dann kam der achte Tag. Zwischen den sieben alten Baumtoren waren sie alle
versammelt. Die Vertreter aller Arten des Naturgeisterreiches. Feen neben Kobolden,
Zwergen und Wichteln, die Drachen der fünf Elemente, Elfen, Devas, Gnome, Erdgeister, auch zwei Einhörner und viele, viele Arten mehr, die ich jetzt gar nicht alle aufzählen kann.
Dazwischen standen auch Rugoletto, Schurschti und die giftgrüne Waldelfe.
Annalena wohnte als einziges Menschenkind dieser Versammlung im Naturgeisterreich bei. Und wenn die Lage nicht so bitter ernst gewesen, so wäre heute der schönste Tag ihres Lebens. Sie betrachtete voller Freude die Gesichter der so unterschiedlichen kleinen Wesen, die hier zusammen gekommen waren. Sie liebte dieses kleine Völkchen aus tiefstem, inneren Herzen.
Sie alle waren sehr weit gereist, um nun zu hören, was der Rat der Weisen von Sirius für sie bestimmt hatte.
Ein wildes durcheinander Gerede und ein gespanntes Zirpen durchzog den alten Wald. Kein Fleckchen Feuer, Wasser, Luft oder Erde blieb ohne dieses zarte Geflüster, welches sogar durch den feinen Naturätherleib zu spüren war.
Das Königspaar hatte sich von ihren Plätzen erhoben. Eine Elfenglocke ertöne. Sie war von solch hohen und feinem Klang, dass dieser augenblicklich alles durchdrang und sofort eine friedliche Stille zwischen all jene, die sich hier versammelt hatten, brachte.
Atonas öffnete zwischen seinen Händen eine kleine Schriftrolle , die aus purem Licht gefertigt war und sprach: „ Ich freue mich, dass ihr so zahlreich unserem Ruf gefolgt seid.
Ich möchte euch nun verkünden, was der Rat der Weisen im Universum für uns
vorgesehen hat. Bitte hört mir aufmerksam zu! Jeder Vertreter, möchte wenn ich fertig bin, seine Meinung kund tun! Wir werden eine Entscheidung gemeinsam abstimmen.“
Die Anwesenden winkten Atonas freudig zu. Während die Lichtrolle aus seiner Hand
hüpfte und vor seinen Augen aufsprang, begann er langsam vorzulesen.
„Geliebte Naturwesen im Erdenreich, liebe Freunde, liebe Brüder und Schwestern! Es sind schwierige Zeiten eurer Erde angebrochen. Die Flüsse treten über Ufer, Winde blasen ganze Felsen davon, der Boden bebt und Feuer vernichten ganze Wälder. Der Planet Erde verändert sich!
Zeiten der Veränderungen sind immer Zeiten der Entscheidungen. Was möchtet ihr? Ihr könntet auch die Erde verlassen und nach Sirius zu euren Freunden und Geschwistern zurückkehren. Wenn der Planet sich beruhigt hat, dürft ihr wieder zur Erde reisen und eine neue Welt beginnt. Mutter Erde wird sich verändern, in eine Form, wie sie sich noch nie zuvor verändert hatte.
Wenn sie fertig ist, wird die Erde wieder einer der schönsten Planeten im Universum sein!“
Die erste Seite der Schriftrolle verschwand im Nichts und eine zweite Seite blätterte sich vor Atonas auf. Es war noch immer Stille im Naturgeisterreich. Alle hörten  gespannt Atonas Worte.
„Jetzt fragt ihr euch sicherlich: wie könnt ihr denn Mutter Erde dabei mithelfen!?“ Ein
lautes zustimmendes `Smhmh´ ging durch die Reihen der Zuhörer. Es klang manchmal auch wie eine kleine Melodie mit Obertönen oder ähnelte dem anhaltenden Summen eines Bienenstockes.
„Alle Bewohner der Erde müssen sich dazu zusammen schließen und gemeinsam ihre Kraft zum Wohle aller Lebewesen einsetzen. Die verschiedenen Menschenrassen und Tierstämme, die unterschiedlichsten Pflanzenarten und Elemente. Und all die vielen Naturgeisterfamilien, die kleinen und die großen Völkchen. Sie alle sollen im Frieden zusammenwirken.
Nun werdet ihr denken, Naturgeister sind von je her Wesenheiten, die mit allen
Lebewesen einen sehr friedlichen und freundlichen Umgang pflegen! Ja, da gebe ich euch auch recht. Das Problem sind die Menschen. Sie haben uns vergessen und sich in den großen Städten von den Naturwelten abgewendet. Jetzt müssen wir sie dazu bringen, sich der Natur wieder zuzuneigen. Denn je behutsamer wir alle mit Mutter Erde und all ihren Bewohnern umgehen, desto sanfter und leichter werden auch die Veränderungen geschehen. Und ich werde euch jetzt gleich verlesen, wie der Rat der Weisen dies vorausgesehen hat.“
Ein leises Aufatmen ging durch die Naturgeisterstadt. Sie alle blickten gespannt auf Atonas. „Einige der Menschenkinder werden in Kürze die Fähigkeit entwickeln Naturgeister und die Anderswelt zu sehen. Sie werden wieder Bezug finden zum Natur verbundenen Dasein mit der Erde. Eure Aufgabe ist es, euch diesen Menschen zu zeigen, mit ihnen zu sprechen, Freundschaft zu schließen und sie zu lehren! Führt sie in ihre Gärten und Wälder. Macht sie mit den Pflanzen vertraut. Zeigt ihnen welche Bäume und Pflanzen ein Gleichgewicht im Garten der Natur herstellen, und wie die Harmonie der Pflanzen auf alle Lebensformen heilend wirkt. Dann bittet diese Menschen es den anderen Menschen weiterzuerzählen. Tut dies vertrauensvoll und mit Liebe! Denn es wird die Zeit kommen, wo euch viele Menschen auch wieder sehen können! Naturwesen und Menschenkinder können sich wieder in die Augen blicken.“
Einige der Anwesenden jubelten! Andere wiederum meckerten leise vor sich hin. Einer der Drachen begann laut zu schnarchen. Die dritte Seite der Lichtschriftrolle öffnete sich und Atonas las weiter.
„Wir, der Rat der Weisen, wir bitten Euch, ihr kleines Volk der Naturgeister mit euren
wunderbaren Kräften vereint zu wirken. Wir unterstützen euch! Die Tiere und Pflanzen, die Elemente und auch Mutter Erde sind für euch da! Lehrt die Menschen, was sie längst vergessen haben! Zeigt euch ihnen im Frieden und mit all euerer Schönheit und eurer tiefen angeborenen Liebe. Es gibt einige unter den Menschen, die noch an euch glauben oder euch auch spüren können! Wir wissen, wenn ihr euch entscheidet, den Weg mit den Menschen zu gehen, dass es kein leichter Weg sein wird. Ihr tragt soviel Schönheit in euren Herzen, ihr wundervollen Wesen!
Wir danken euch, wenn ihr diesen Weg mit den Menschen geht! Wir danken euch auch, wenn ihr euch dazu entscheidet nach Sirius zurückzukehren. Ihr dürft frei wählen, wie jedes Wesen auf dem Planeten Erde!“
Der Rat der Weisen von Sirius
Die Lichtrolle klappte zusammen und verschwand für immer. Atonas setze sich.
Elina flog nun etwas näher zu den Anwesenden hin. Es wurde laut unter den Feen, Elfen, Gnomen, Wichteln, Drachen, Zwergen, Devas, Einhörnern und all den vielen weiteren Anwesenden. Nur Annalena blieb ruhig und beobachtete aufmerksam das Geschehen.
Elina flatterte umher und teilte weiße und dunkelrote Rosenblütenblätter an jeden
Naturgeist aus. Die Elfenglocke erklang noch einmal und Atonas verkündete: „ Vor unseren Toren warten zwei goldene Kelche. Wenn ihr unser Reich wieder verlasst, dann werft das rote Blatt in den rechten Kelch für BLEIBEN oder das weiße Blatt in den linken Kelch, für GEHEN.
Und nun lasst uns gemeinsam ein wunderbares Mahl genießen und zögert nicht, für diesen einen Augenblick, eine weise Entscheidung zu treffen. Denn jeder trifft seine Entscheidung für sich selbst. Es steht jedem Wesen frei auf der Erde zu bleiben oder sie auch zu verlassen. Meine Entscheidung steht schon fest. Ich werde BLEIBEN.“

 

Ende des Auszugs vom ersten Teil -  EIne Hörversion des gesamten 1. Büchleins gibt es demnächst auf der Telegramseite der Tempelträumer - HIER

vom Dezember 2005 © by manuela ina kirchberger (keine unerlaubte Vervielfältigung oder Nutzung des Textes, auch nicht Auszugsweise!) Das originale Büchlein ist ausverkauft.